Berichte
Kampagne „Keinen Schritt zurück“
Rückblick der Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd
Vom 21.-23.10.22 fand der Kongress der selbsternannten „Lebensschützer“ im Schönblick statt. Thematisch stand dabei der Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zum Tod im Fokus. Daneben ging es aber vor allem auch um die bundesweite Vernetzung und strategische Ausrichtung innerhalb der „Lebensschutz“-Bewegung. Was steht dahinter?
- Die sogenannten „Lebensschützer“ sind eine Bewegung, die mit ihren reaktionären, antifeministischen und antihumanistischen Positionen ein Weltbild vertritt, das gesellschaftliche Errungenschaften akut bedroht und zurückdrehen will.
- Als Teil der christlichen Rechten stehen sie für ein Zurück zur „alten Ordnung“. Dies bedeutet eine Retraditionalisierung von Geschlechter- und Familienbildern, eine weitere Stärkung des Patriarchats wie auch die Aufrechterhaltung kapitalistischer Ausbeutungsverhältnisse und sozialer Ungleichheiten.
- Unter dem vermeintlichen Deckmantel des „Lebensschutzes“ werden dabei all jenen Menschen die Grundrechte abgesprochen, die sich nicht in tradierte Rollen und starre Gesellschaftsstrukturen einfügen wollen/können.
- Ihre Kernforderung der Erschwerung/Abschaffung von Schwangerschaftsabbrüchen geht mit einem massiven Eingriff auf die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen einher.
Gemeinsam mit lokalen Bündnispartner*innen wie auch überregionalen Unterstützer*innen haben wir, die Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd, in den vergangenen Monaten die Kampagne „Keinen Schritt zurück: Für ein selbstbestimmtes Leben und Lieben.“ gestartet, um eine Gegenöffentlichkeit zu dieser Bewegung zu erzeugen und ein starkes Zeichen für eine emanzipierte und solidarische Gesellschaft zu setzen.
Im Rahmen der Kampagne wurden zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen hier in Schwäbisch Gmünd wie auch in weiteren Städten organisiert. Es wurden dabei ganz unterschiedliche Themen aufgegriffen, die von den selbsternannten „Lebensschützern“ gerne für sich vereinnahmt und verdreht werden. Als Fraueninitiative haben wir auf die derzeitige Situation rund um den Schwangerschaftsabbruch hier in Deutschland wie weltweit und auf die „Lebensschützer“-Bewegung an sich aufmerksam gemacht. Dazu hatten wir zwei Infoveranstaltungen organisiert: Andreas Steinau von Doctors for Choice referierte zur medizinischen Versorgungslage hinsichtlich des Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland. Eike Sanders, die die „Lebensschützer“ in Deutschland seit ihren Anfängen beobachtet, informierte zur Bewegung, ihrer Entwicklung und Strategien. Darüber hinaus hatten wir beispielsweise bei Aktionen, wie dem Infostand zum Safe Abortion Day, auf die Kampagne gegen den Kongress aufmerksam gemacht und unsere Forderungen platziert.
Zum Abschluss der Kampagne fanden sich am Samstag 22.10. rund 300 Menschen zur gemeinsamen Demonstration durch die Gmünder Innenstadt ein. Bei Sonnenschein und guter Stimmung wurde nochmals lautstark darauf aufmerksam gemacht, dass wir mit dem zeitgleich stattfindenden Kongress der „Lebensschützer“ und ihrem rückwärtsgewandtem, christlich-rechtem Weltbild nicht einverstanden sind. Und zwar mit Parolen wie „Frauen die kämpfen, sind Frauen, die leben – lasst uns das System aus den Angeln heben!“, „Kinder oder keine, entscheiden wir alleine“, „Wer sich nicht wehrt, landet am Herd.“, „Wir sind viele, wir sind wild – wir scheißen aufs herrschende Geschlechterbild.“, „Jin, Jyan, Azadi!“, „Hetero ist keine Pflicht, Homophobie ist widerlich!“, „kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“,… Zwischendurch wurden Reden und Grußwörtern von der Frauninitiative, Zusammen Kämpfen Stuttgart, Lucius Teidelbaum, Aids Hilfe und Rainbow Refugees, Bündnis Aufstehen gegen Rassismus GD, Feminism Unlimited Kassel, Solidarität International, Frauenforum GD, Fridays for Futur, Jugendantifa und Jugendkulturinitiative GD gehalten. Dabei wurden unterschiedliche Aspekte der Bewegung beleuchtet, die bisherigen Errungenschaften und einer emanzipierten, solidarischen Gesellschaft entgegenstehen.
Wir haben es geschafft, dass der „Lebensschützer“-Kongress hier in Gmünd nicht ohne weiteres Aufsehen stattfinden konnte. Wir konnten informieren und aufklären und wir konnten unsere Positionen und Forderungen in die Öffentlichkeit tragen.
Danke allen, die mitgemacht und uns unterstützt haben! Zusammen kämpfen wir weiter: Kein Schritt zurück. Für ein selbstbestimmtes Leben und Lieben. Für ein solidarisches, gutes Leben für alle.
Sa 01.10.2022
Infostand zum Safe Abortion Day
Anlässlich des internationalen Safe Abortion Days waren wir am Samstag mit einem Infostand in der Postgasse: Trotz strömenden Regen eine gelungene Aktion!
Zum Safe Abortion Day am 28.9. kämpfen Aktivist*innen weltweit für das Recht auf Abtreibung, gegen Tabuisierung und Kriminalisierung und für den sicheren, kostenfreien Zugang. Mit Blick auf Länder wie die USA und Polen, wo das Recht auf Abtreibung massiv eingeschränkt wurde, wird klar, dass es nach wie vor wichtig ist, für sexuelle und reproduktive Rechte von Frauen auf die Straße zu gehen! Zur aktuellen Situation in Deutschland:
- Der Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland nach wie vor ein Straftatbestand nach §218 StGB. Frauen wird damit systematisch die Fähigkeit abgesprochen, selbstbestimmt über ihren Körper und ihre Zukunft zu entscheiden.
- Entscheidet sich eine ungewollt Schwangere ohne das Vorliegen einer medizinischen oder kriminologischen Indikation für einen Abbruch (96% aller Abtreibungen) besteht nach §218a StGB die bevormundende Regelung der Pflichtberatung mit anschließender dreitägiger Bedenkzeit, damit der Abbruch straffrei bleibt.
- Schwangerschaftsabbrüche (medizinische Aspekte) sind weder im Medizinstudium noch in der gynäkologischen, fachärztlichen Ausbildungen verpflichtend und auch generell hinsichtlich der Häufigkeit dieses Eingriffs kaum thematisiert.
- Immer weniger Praxen und Kliniken führen Schwangerschaftsabbrüche durch, viele davon nur bei medizinischer oder kriminologischer Indikation. In vielen Regionen Deutschlands herrscht daher ein akuter Versorgungsnotstand.
„Lebensschützer“ bedrohen akut gesellschaftliche Errungenschaften und stehen einer emanzipierten und solidarischen Gesellschaft entgegen. Ziel und Kernelement der sogenannten „Lebensschützer“-Bewegung bleibt das vollumfängliche Verbot des Schwangerschaftsabbruchs. Sie wirken damit auf eine Einschränkung des Recht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung von Frauen hin. Der Infotisch fand daher auch im Rahmen der Kampagne gegen den geplanten „Lebensschützer“-Kongress im Schönblick vom 21.-23.10.22 statt.
Info-Plakate
Do 29.9.2022
Infoveranstaltung mit „Doctors for Choice“
Vergangenen Donnerstag fand unsere Veranstaltung mit Andreas Steinau von Doctors for Choice im a.l.s.o Kulturcafé statt! Eingebettet war die Veranstaltung in die Kampagne „Keinen Schritt zurück“ gegen den bevorstehenden „Lebensschützer“-Kongress im Schönblick. Doctors for Choice ist ein bundesweites Netzwerk aus Ärzt*innen und Medizinstudent*innen. Sie eint die Überzeugung, dass ein selbstbestimmter Umgang mit Sexualität, Fortpflanzung und Familienplanung essentiell für die Gesundheit aller Menschen sowie für die Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft ist. Andreas Steinau hat uns einen Ein- und Überblick zum Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen, der medizinischen Versorgungslage und den Forderungen/ Zielen von Doctors for Choice gegeben. Nach dem Vortrag gab es noch Gelegenheit für Fragen und Austausch. Das Thema traf beim Publikum auf großes Interesse. Ein toller Abend!
Danke an Andi von Doctors for Choice für die spannenden Einblicke!
Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd